Hohe Belastung

Suizidprävention für Tierärzte – Not One More Vet (NOMV)

 

Wusstest du, dass Tierärzte bis zu sechs Mal häufiger Suizid begehen als Nicht-Tierärzte? Genauer gesagt, ist in Deutschland die Selbstmordrate unter Tierärzten höher als in allen anderen Berufen – und das schon seit Jahren. Hierfür gibt es natürlich nicht nur einen und vor allem nicht immer den gleichen Grund. Vielmehr ist es ein Mix aus ganz verschiedenen Faktoren. Sehr häufig spielen folgende Dinge eine nicht unerhebliche Rolle.

- Regelmäßig 60-Stundenwochen (und mehr)

- Häufige Nacht- und Wochenenddienste (ohne entsprechenden Freizeit- oder finanziellen Ausgleich) 

- Kaum störungsfreie Auszeiten

- Der durchschnittliche Stundenlohn für angestellte Tierärzte liegt hierzulande bei 21,- EUR

- Teils hohe finanzielle Last bei Anschaffung moderner Geräte für die Praxis 

- Unnötige emotionale Belastung durch forderndes nicht selten leider aber auch schlicht unverschämtes Verhalten einiger Tierhalter (und damit einhergehen die zusätzliche Last, die Abläufe der Praxis aufrecht zu halten, psychische oder auch physische Schäden für die Mitarbeiter abzuwenden, denn der ein oder andere Tierhalter ist auch gewaltbereit)

- Extreme Belastung durch das regelmäßige Erleben eklatanter Verstöße gegen das Tierschutzrecht (nachfolgend im Fall erstatteter Anzeigen ggf. auch noch Umgang mit Bedrohungen)

- Zu häufiges Mitansehen, dass Unwohlsein und Leid von manchen Tierhaltern billigend in Kauf genommen und erforderliche Untersuchungen abgelehnt werden (auch hier gibt es wiederum das Dilemma mit Meldungen bei Verstößen gegen das Tierschutzrecht) 

- Tierärzte sind häufig sehr empathische Menschen, sie nehmen die Sorgen um ihre Tierpatienten häufig mit nach Hause

- Frustration und Trauer bei verlorenen Fällen

- Natürlich spielen auch private Sorgen oder Krankheiten (selbst oder von Familienmitgliedern) mit hinein

 

Ganz sicher findet man in jedem der viel zu vielen traurigen Beispiele, in denen sich eine Tierärztin oder ein Tierarzt das Leben genommen hat, weitere individuelle Belastungen und Beweggründe.


Die Organisation Not One More Vet (NOMV), die 2014 nach dem Suizid der auch oder vor allem in der Hundetrainings- und Verhaltenstherapieszene sehr bekannten und geschätzten Kollegin Dr. Sophia Yin gegründet wurde, hat es sich zur Aufgabe gemacht, über die Missstände in diesem Beruf aufzuklären, Präventionsmaßnahmen anzubieten, sowie Hilfen für Tierärzte bereitzustellen. 

 

Eine sehr gute Sache, wie ich finde.

 

P.S. Du weißt vielleicht schon, dass am 22.11.2022 die Gebührenordnung für Tierärzte um ca. 20% angehoben wurde? Dass das Tierhaltern auch weh tut, ist zwar verständlich, dennoch ist es wichtig, die Wut darüber nicht an den Tierärztinnen/Tierärzten oder dem Praxisteam auszulassen. Zum einen, weil dieses Mehr an Belastung vielleicht der Tropfen ist, der das Fass zum Überlaufen bringt. Zum anderen aber auch einfach deshalb, weil es sich hierbei um eine rechtliche Vorgabe handelt, die in jeder Tierarztpraxis umgesetzt werden muss. Unterschreitungen der GOT sind nämlich strafbar.