Schlafdauer  

Bestimmt hast du es auch schon mal gehört, dass Hunde angeblich rund 21 Stunden Ruhezeit bzw. Schlaf benötigen, oder? Diese Aussage geistert nämlich schon seit längerer Zeit durchs Netz, wobei die Zeitangaben leicht variieren von 19 bis sogar 23 Stunden ist alles dabei. 


Um es gleich vorweg zu nehmen: Das ist Quatsch! 

Wer schon einmal das Vergnügen hatte, einen gesunden Hund um sich zu haben, weiß, dass sie durchaus länger als nur (gerundet) vier Stunden am Tag die Augen offen halten können (und wollen). 


Wissenschaftliche Untersuchungen gibt es zu dem Thema auch. Und die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Im Mittelwert schläft ein Hund über den Tag verteilt (gerundet) zehn ein halb Stunden. 


Warum das Thema überhaupt interessant oder sogar wichtig ist? Weil guter Schlaf und Ruhezeiten, die dem Hund zur Regeneration dienen, wirklich wichtig für dessen Gesundheit sind. 


Wenn man schon von Anfang mit falschen Vorstellungen und Zielen an den Start geht, was eine anzustrebende Zeitdauer ist, die der Hund ruhen oder schlafen sollte, kann der Hund keinen Nutzen aus diesen sicher allgemein gut gemeinten Bemühungen ziehen. Eher ist wohl das Gegenteil der Fall, denn übermäßige (Bewegungs-)Restriktionen machen einen Hund weder glücklich noch gesünder. Wenn sogar Zwangsmaßnahmen oder Strafen eingesetzt werden, um den Hund ruhig zu halten, driftet alles in eine ersthaft schädliche Richtung ab. 


Wichtig ist zu wissen, dass man guten Schlaf und das regenerationsfördernde Ruhehalten nicht erzwingen kann. Eine Einflussnahme darauf ist aber dennoch möglich. Allerdings nur dergestalt, dass man ideale Außenbedingungen schafft. 


Es macht also keinen Sinn, sich und den Hund unter Druck zu setzen, wenn er nicht die ggf. viel zu hoch angesetzten Schlaferwartungen erfüllt. 


Wichtige Außenbedingungen für guten Schlaf und eine ideale Regenerationsoption: 

- ein dem Hund vertrauter, sicherer (d. h. vollständig belästigungsfreier*) und ausreichend bequemer** Ort

- wenig oder keine Umgebungsablenkungen 

- körperliches Wohlbefinden (v. a. Schmerzfreiheit und behinderungsfreie Atmung)   

- Angstfreiheit (für Trennungsangsthunde bedeutet das: keine Isolation!) 

- weder Durst noch Hunger

Hilfreich zum Herunterfahren sind bestimmte Rituale. Natürlich ist dies immer auf den Einzelfall zuzuschneiden. Für einen gesunden Hund ohne andere Verhaltensauffälligkeiten können aber verallgemeinernd längere Schleck- und Knabberaktivitäten empfohlen werden. 


Wenn das Herunterfahren ein grundsätzliches Problemthema ist, sollte nach den genauen Gründen geschaut werden. Häufiger als man vielleicht annehmen würde findet man körperliche Baustellen, die dem Hund Last bereiten, als Ursachen. Hier eine kleine Auswahl an Ursachen, die wir bei unseren Patienten bei der Fragestellung häufiger finden: Schmerzbelastungen (orthopädische und innere Organe betreffend, etwa bei Magen-Darm-Entzündungen), Parasitenbefall (Endo- und Ektoparasiten), Juckreiz (Allergien, Parasiten), Herzerkrankungen, Einschränkungen der Atmung. 


*Auch Streicheln und andere Formen von aufgezwungener Nähe sind Belästigungen! 


**Achtung! Bequem heißt nicht unbedingt weich! Manche Hunde finden einen einfachen Boden völlig ausreichend andere mögen es tatsächlich am liebsten warm und kuschelig. Was "bequem" ist, entscheidet hier also der Hund! 


Hier noch zwei Veröffentlichungen zu dem Thema:

https://bit.ly/45UrmxF (auf deutsch, Autorin: Teresa Valencak, Titel: Schlaf der Gerechten)

https://bit.ly/3Nj0qQO (auf englisch, Autorin: Rachel Kinsman, Titel: Sleep Duraion and Behaviours: A Descriptive Analysis of a Cohort of Dogs up to 12 Month of Age)